Samstag, 27. Februar 2010

so ges(ch)ehen ... (04)



Die berühmtesten Worte Prags und Teil des persönlichen Sprachkurses: "Aus- und Einstieg beenden. Die Türen schließen sich."


Donnerstag, 25. Februar 2010

Bitte lass mich leise sein

Geht man davon aus, dass man etwas unbedingt will, wenn man es nicht haben kann, gilt dieses Gesetz wohl auch umgekehrt. Pünktlich zum Start der Vorlesungen habe ich mir eine Erkältung eingefangen. Schuld daran gebe ich zum Einen dem wirklich gefährlichem Windzug in den Prager U-Bahnschächten, sowie der in keinem Verhältnis zur Außentemperatur stehenden herrschenden Hitze in den Trams und zu guter letzt meiner eigenen Unvernunft nicht einzusehen, dass Schnee auch nur eine andere Form von Regen ist und meine bevorzugten Schuhe nicht wasserfest.
Nun kann ich mich mit meinem Geschniefe und Rumgehuste in die letzte Reihe setzen und versuchen in der Masse unterzugehen. Allerdings gibt es ein Problem: Obwohl ich kontinuierlich in der letzten Reihe sitze, ist das mit dem in der Masse untertauchen so eine Sache bei nur 20 Studenten. Alle Kurse, die ich hier besuche ob Seminar, Übung oder Vorlesung: maximal 20 Studenten. So quäl ich mich jetzt durch meine fünfte Veranstaltung mit Hustenbonbons, kleinen Schlucken Wasser und vorsichtigem Dauerschneuzen und versuche erträglich zu bleiben. Doch da bin ich chancenlos, denn auch hier gilt: wenn man nicht husten will, kratzt es unerträglich im Hals.

Montag, 22. Februar 2010

geschlagen und kalt gefallen

Gestern stand ein spannendes Aufeinandertreffen an: Die Tschechen gegen die Russen im Eis-Hockey. Was in Deutschland kaum Beachtung fand, war hier eine große Sache. Eis-Hockey ist für die Tschechen was für die Deutschen Fussball ist: spannende und nervenaufreibende Sportunterhaltung. Zusammen mit meiner Tante und meinem Cousin saß ich also auf der Couch und beobachte das Spiel, wobei ich zugeben muss, dass ich mir anfangs alle gefühlte 2 Sekunden meine Hand vors Gesicht hielt. Eine wirklich schnelle und nennen wir es mal unzimperliche Sportart: Ständig wurde jemand gegen die Bande geworfen, ein lautes Aufklatschen des Menschen gegen die Plastikwand war zu hören, aber alles kein Problem bisschen Eisspray hier, bisschen Blut wegwischen da und es ging weiter. Während ich mich am Anfang noch fragte, ob in diesem Spiel überhaupt etwas als Foul galt, wurde ich schnell eines besseren belehrt: Einer der tschechischen Spieler musste 2 Minuten pausieren. Es gibt also Regeln in dieser Sportart, welche genau ist mir noch schleierhaft, aber ich bin schließlich noch Laie. Paar Dinge habe aber auch ich verstanden Tor ist Tor, es gibt 3x20 Minuten Spielzeit und beide Teams wollen gewinnen.
In dieser Konstellation schwang besonders viel Rivalität mit. Sei es aus Respekt oder jahrzehnterlanger Tradition: Es ging zu Sache. Doch Jágr, Červenka und Fleischmann konnten es am Ende nicht verhindern: 4:2 verloren und damit raus aus dem Spiel der oberen 4 bei Olympia.
Für mich steht jedoch fest, dass ich das Blutgemetzel auf dem Eis im Stadion erleben will, vielleicht fange ich den Zahn eines Spielers und kann mir daraus einen Kettenanhänger basteln als Andenken. Das wäre einzigartig gruselig. Wobei die Banden sind wohl doch so hoch, dass sie mich vor Eis, Schweiß, Blut und Zähnen schützen sollten. Ob es möglich ist, dass jemand mit so viel Wucht dagegen geworfen wird, dass die Bande durchbricht und der Spieler samt Schutzkleidung und Schläger ins Publikum rast?

Freitag, 19. Februar 2010

Standpunkte (01)


Prag - 3. Etage, Kolej Hostivař



Leipzig - 3. Etage, Arndtstraße


der erste morgendliche Blick in Prag








der letzte morgendliche Blick in Leipzig

allzeit bereit

Brötchen, Coke oder Zigaretten nicht zur Hand? Kein Problem. Eines der luxuriösen Vorzüge im Wohnheim ist, dass die Rezeption rund um die Uhr geöffnet hat und einen mit allem lebensnotwendigen versorgt. Auch wenn die Damen mit ihrem Englisch so ihre Probleme haben, was die Verständigung für wirklich wichtige Fragen wie "Warum funktioniert der Internetanschluss im Zimmer nicht?" erschwert, reichen meine Brocken tschechisch auf jeden Fall für die Bestellung des richtigen Sandwiches und der richtigen Zigarettenmarke.
Da ich aber wohl nicht auf Dauer von den Keksen meiner Oma und an der Rezeption gekauften Sandwiches überleben kann, werd ich mich gleich aufn Weg machen zum Supermarkt, der irgendwie links, hinten und weiter geradeaus sein soll. Ich bin gespannt.

Eine weitere spannende Erfahrung war meine erste und damit auch letzte Erasmus-Party. Willkommen auf dem Fleischmarkt! Warum sollten Erasmus-Parties in Prag auch anders sein als ihr Ruf in Deutschland?! Die schöne Aussicht, der Club lag direkt an der Moldau mit Blick auf die Prager Burg, konnte die schlechte Musik in jedem Fall nicht wett machen. Auch wenn ich eine Verfechterin des ausgelassenen Partylebenstils bin, dann doch immer noch mit Stil und ohne R'n'B Schlangentanz. Wobei wahrscheinlich das Highlight der Kreistanz war: Bei dem ein Hut abwechselnd jemanden auf den Kopf gesetzt wurde und dieser dann seinen schönsten Hüftschwung in der Mitte zeigen durfte. Es versteht sich von selbst, dass ich das Ganze nur beobachtet habe und der gegebene Anlass zu gehen, um wieder erwachsen zu werden und in einem versiffteren Club ausgelassen zu tanzen. In den Genuss mit der Nachtbahn zu fahren, die hier nicht einmal die Stunde sondern alle 15 Minuten fährt, bin ich noch nicht gekommen, sondern ich habe die erste Bahn für die 40-minütige Heimfahrt genommen. Damit ist der Tiefpunkt der Partyszene gelegt und es kann nur bergauf gehen bzw. ist es dann ja auch. Die zweite Clubwahl war definitiv besser.

so ges(ch)ehen ... (03)



Das umstrittene Kunstwerk in echt und live in Farbe.

Sonntag, 14. Februar 2010

Auf dem Boden der Tatsachen angekommen

Es war soweit... ich habe heute mein Studentenwohnheim bezogen. Geschätzte 4 x 4 m für 2 Personen. Der Kommentar meines Vaters bezüglich der Einrichtung und des Zustands des Zimmers "Das Studentenwohnheimzimmer '76 in Berlin war im Vergleich Luxus". Aber wer übertreibt nicht gern ein bisschen. Vielleicht nur der erste Schock und die Gewissheit, dass ich die löchrige Bettwäsche, die ich von der Rezeption bekommen habe, noch umtauschen werde gegen die hauseigene meiner Tante oder meiner Oma, lassen mich zur Zeit noch sehr entspannt wirken. Schließlich weiß man ja auch, dass schlussendlich die Zimmergenossin das Rädchen an der Waage ist und da ist noch alles offen. Ich war die erste, die das Zimmer bezogen hat und konnte mir so außerdem noch das schönere Kissen aussuchen. Also bitte wo ist das Problem? Dass es keine Küche im eigentlichen Sinne gibt, sondern nur 2 Heizplatten für den gesamten Flur, dass die Farbe bisschen von den Wänden abblättert oder dass ich wenn ich aufstehe den Fuß schon im gegenüberliegenden Bett habe? Alles halb so schlimm, denn jetzt kommt sie die frohe Botschaft: Ich habe ein eigenes Bad, keine Etagendusche oder Etagentoilette, sondern ein Bad, das ich mir nur zu zweit teile. Also mal ehrlich: Was soll mir denn jetzt noch passieren?!
Vor allem weil ich heute Nacht noch mal bei meiner Tante schlafe. Schließlich beginnt die Uni erst morgen und damit auch mein Studentenwohnheimdasein.

Donnerstag, 11. Februar 2010

Ein letzter Ausblick


so ges(ch)ehen ... (01)

... hat Prag ca. 1,2 Mio. Einwohner
... Prag ist damit mehr als doppelt so groß wie Leipzig
... und bisschen mehr als 1/3 von Berlin

Er ergeben sich folgende Rechnungen:

... Hamburger Einwohner - Prager Einwohner = Leipziger Einwohner
oder
... Einwohner der Gemeinde Plüschow x 1.883 = Einwohner Prags

Bilanz eines Umzugs




















Umzugshelfer: 4 ¼ + Eltern
48 Stunden Vorbereitung
48 Stunden Umzug in Voll-Aktion
Fahrtzeit- und strecke nach Plüschow: 5 Stunden / 417 km
17 Umzugskartons
6 verkaufte Möbelstücke
zu viele und zu schwere mitgezogene Möbelstücke
1 Pflanze (Bärbel) wurde in Obhut gegeben
1 zerbrochener Spiegel
meine 12 blauen Flecken
Nils Schienbeine sind auf beiden Seiten angekratzt
weitere Verletzungen sind nicht bekannt (die Dunkelziffer beläuft sich in etwa doppelt so hoch wie die angegebenen Schäden)

gelaufene Meter:
unzählige Mal die 3 Etagen in der Arndtstraße
3 Mal die 4 Etagen bei Juli
1 Mal die 5 Etage bei Eve
unzählige Mal 1 Etage in Plüschow
bislang 2 Tage Muskelkater (Prognose liegt bei insgesamt 5 Tagen)

Die Erkenntnis, dass ich eine Sammlerin bin also: „Wer braucht/will rausgerissene Zeitungsartikel, 2 kleine Kartons voller Gratis-Postkarten und Hirsch-Magneten?“



Schlussakt in Leipzig 14:45 Uhr
Übergabetermin 15:00 Uhr